Katholische Verbände rufen zu neuer Debatten-Kultur auf
Mit der Verknappung von Botschaften würde in der Regel auch eine Verallgemeinerung einhergehen, warnte Tschirf: "Sehr schnell hört und liest man dann 'Die da oben', 'die bösen Linken oder die bösen Rechten' oder 'die Ausländer'. Aussagen wie diese hetzen uns Menschen auf und was noch viel schlimmer ist, sie hetzen uns gegeneinander auf", so der AKV-Präsident. Besonders missfalle ihm, wenn Meinungen zu schwierigen und komplexen Themen nicht sachlich auf den Verhandlungstischen, sondern emotionalisiert auf den Straßen kundgetan würden. "Das ist der Versuch, Fakten zu schaffen und die eigene Meinung lauthals und viel gehört einzuzementieren. Das ist in unseren Augen keine gute Ausgangslage für ein zielführendes Miteinander."
So wichtig Politik und vor allem Parteipolitik für das Lenken eines Staates ist, so entbehrlich ist sie aus Sicht der AKV zugleich aber innerhalb der Katholischen Kirche. "Wir haben als Kirche viele wichtige Aufgaben zu lösen, die uns alle - die Amtskirche und das Laienapostolat in seiner Gesamtheit - bedürfen. Es stimmt mich daher sehr nachdenklich, wenn bei Veranstaltungen Persönlichkeiten verschiedener politischer Lager, wegen getätigter Aussagen oder Handlungen öffentlich diffamiert und fast schon verhöhnt werden." - Welche Veranstaltungen Tschirf konkret meinte, blieb in der Aussendung offen.
Ebenso unverständlich sei für ihn, so Tschirf weiter, "dass Christen, die die Positionen des Lehramtes der katholischen Kirche vertreten, an den politischen Rand gedrängt und dadurch beinahe kriminalisiert werden". Ein Eintreten für den Schutz des ungeborenen Lebens sei kein Verbrechen, "sondern eine legitime Meinung, die niemals demokratiegefährdend ist, selbst dann, wenn man selbst vielleicht anderer Meinung ist".
Es brauche einen ernst gemeinten Geist des Miteinanders. Das gelte für alle Beteiligten innerhalb der Katholischen Kirche wie auf politischer Ebene. "Wir brauchen klare Ziele und ein Aufeinander-Zugehen. Wir brauchen eine ehrliche Kompromissbereitschaft und den Mut, scheinbar einzementierte Dogmen der jeweiligen Glaubens- und/oder Gesinnungsgemeinschaft zurückzunehmen. Wir brauchen wieder den Mut für mehr Farbe statt Schwarz-Weiß-Denken, denn unsere Welt ist, Gott sei Dank, nicht nur schwarz oder weiß", so Tschirf: Nachsatz: Sachlichkeit sei das Gebot der Stunde.