Katholische Verbände bekräftigen Einsatz für Kirche und Welt
Das hat AKV-Präsident Helmut Kukacka bei einem Symposium über die "zukünftigen Herausforderungen für Kirche - Glaube - Gesellschaft" anlässlich des 65-jährigen Bestehens des im April 1954 gegründeten Dachverbands betont. Redner bei der Veranstaltung am Dienstagabend im Wiener Palais Epstein waren Bischofskonferenz-Generalsekretär Peter Schipka, der Arbeits- und Sozialrechtler Prof. Wolfgang Mazal, ÖVP-Generalsekretär Karl Nehammer, Industriellenvereinigungs-Generalsekretär Christoph Neumayer und die ÖVP-Abgeordnete und AKV-Vizepräsidentin Gertraud Salzmann.
Im Blick auf die aktuellen Regierungsverhandlungen herrschte sowohl unter den Diskutanten als auch den zahlreichen Gästen eine breite Übereinstimmung über zentrale Positionen einer christlich inspirierten Politik: "Einsatz für Lebensschutz, Religionsfreiheit und Meinungsfreiheit", brachte es Prof. Mazal unter Zustimmung des Podiums auf den Punkt. Ungeteilte Zustimmung erfuhr auch die Forderung Salzmanns an die Regierungsverhandler nach Beibehaltung des konfessionellen Religionsunterrichts und Einführung eines alternativen Ethikunterrichts für alle, die den Religionsunterricht nicht besuchen.
Große Übereinstimmung orteten die Redner auch beim Thema Umweltschutz. Maßgeblich dafür sei der Ansatz von Papst Franziskus in der Enzyklika "Laudato si", hielt AKV-Präsident Kukacka fest, der gleichzeitig an die dort vom Papst betonte Einheit von Umweltökologie und Humanökologie erinnerte. Wer für die Umwelt sei, müsse auch ein Ja zur Würde und zum Schutz des Menschen vom Lebensbeginn bis zum natürlichen Tod sagen. Ökologische Themen hätten auch eine ethische Dimension, so der einhellige Tenor der Diskutanten. Die komplexen Ursachen der Klimakrisen und die nötigen politischen Maßnahmen dagegen bräuchten aber vor allem einen wissensbasierten Diskurs in größtmöglicher Freiheit.
Kirche muss als Glaubensgemeinschaft relevant sein
Mit einem expliziten Dank seitens der Bischofskonferenz für das Wirken der AKV eröffnete Peter Schipka sein Statement: Die katholischen Verbände seien "ein wichtiger Teil der Kirche. Sie gehören zu den Schnittstellen zwischen Glaube und Gesellschaft und leisten einen Beitrag bei der Mitgestaltung der Gesellschaft aus dem Glauben heraus". Im Blick auf gegenwärtige Probleme und Herausforderungen empfahl Schipka, diese positiv als "Chancen" zu sehen. Dies betreffe auch die katholische Kirche, die sich mit einem Rückgang von aktiven Gläubigen bei gleichzeitiger Überalterung konfrontiert sehe.
Von daher plädierte Schipka für eine Rückbesinnung auf den Kerngehalt von Kirche: "Die Katholische Kirche ist zuallererst Glaubens- und Gebetsgemeinschaft. Sie ist keine Wertevermittlungsagentur, kein Kulturpflegeverein mit ausgeprägtem Sinn für Folklore und keine Servicedienststelle für Wünsche aller Art". Aus dieser Perspektive heraus müsse es ihr wieder gelingen "für die Menschen - nicht nur für die älteren - relevant zu sein". Die Menschen müssten der Kirche "zutrauen, dass sie dort Gott finden können, dass sie mit dem Heiligen in Berührung kommen können, dass sie aufgerichtet werden, getröstet werden, neue Hoffnung schöpfen".
Hinderlich an der öffentlichen Wahrnehmung von Kirche seien neben den Missbrauchsfällen eine Fixierung auf Strukturfragen. Sie führten dazu, dass die Kirche von den Menschen bloß als Institution und nicht als "lebendige Glaubens- und Gebetsgemeinschaft" wahrgenommen werde. Jahrzehntelange innerkirchliche Strukturdebatten sollten daher, wenn schon nötig, nicht öffentlich ausgetragen werden, so der Bischofskonferenz-Generalsekretär.
Christliche Prinzipien und Islam-Debatte
Beim Engagement von Christen in der Gesellschaft ist aus Sicht Schipkas der Einsatz für Klimaschutz, Lebensschutz und Familienschutz sowie den Kampf gegen Nationalismus, Antisemitismus und Rassismus besonders wichtig. Als größte Herausforderung wertete er die Bestrebungen, Religion aus dem öffentlichen Raum ins Private zu verdrängen. "Die Chance liegt darin, dass wir sichtbar machen können, dass Glaube zwar etwas Höchstpersönliches ist. Aber er ist - jedenfalls als christlicher Glaube - niemals bloß privat." Engagierte Christen sollten daher deutlich machen, "warum Religion in der Öffentlichkeit unverzichtbar ist, wie arm, aber auch wie gefährdet eine Gesellschaft ohne Religion ist", so Schipka, der - auf kritische Nachfrage - vor einer überzogenen und undifferenzierten Islam-Debatte warnte. Als Kirche solle man dabei möglichst nicht auf Abgrenzung setzen, sondern den gesellschaftlichen Zusammenhalt stärken.
Für seine Partei seien die Prinzipien der katholischen Soziallehre nach wie vor eine Grundlage, führte ÖVP-Generalsekretär Nehammer aus und nannte konkrete Beispiele für deren Umsetzung. So sei der zuletzt eingeführte steuerliche Familienbonus Ausdruck des "Personalitätsprinzips", wo es immer zuerst um den Menschen und nicht um die Klasse gehen müsse. Es gelte Hilfe zur Selbsthilfe zu stärken. Der Familienbonus wolle daher persönliche Leistung und das Engagement für die Familie stärken. Umgesetzt sah Nehammer auch das "Solidaritätsprinzip" im Einsatz der letzten ÖVP-Regierungsmannschaft für einen ausgeglichen Staatshaushalt. Solidarität müsse immer auch im Blick auf nachfolgende Generationen angewendet werden, daher dürften diesen keine Schulden aufgebürdet werden, so Nehammers Argument.
Die Standortsicherheit Österreichs stellte IV-Generalsekretär Neumayer in das Zentrum seiner Ausführungen. Im Umgang mit Ressourcen gelte es immer die nächsten Generationen zu achten und daher "Maß zu halten". In der Islam-Debatte sollte die Kirche mit mehr Selbstbewusstsein auftreten und sich "nicht wegducken", forderte Neumayer. Es gehe dabei nicht so sehr um Fragen der Religionsfreiheit, sondern inwieweit der Islam mit der demokratischen Gesellschaftsordnung und einem europäisch-christlichen Lebensmodell kompatibel sei, so der IV-Generalsekretär. Dadurch seien aber primär alle engagierten Christen und Organisationen wie die AKV selbst herausgefordert, lautete dann auch das Resümee etlicher Wortmeldungen zu dieser Thematik.
Gründung im April 1954
Die AKV stehe wie schon in der Vergangenheit "für eine Erneuerung der Kirche in Gemeinschaft mit dem Papst und den Bischöfen", führte Kukacka das Selbstverständnis der katholischen Verbände aus. Im April 1954 habe man sich zwar gegen einigen Widerstand von bischöflicher Seite gegründet, die damals in puncto Laienengagement ganz auf die unter kirchlicher Leitung stehende "Katholische Aktion" (KA) gesetzt hatte. Die damit mitunter verbundenen Spannungen seien heute aber längst überwunden, hielt der AKV-Präsident fest. In der aktuellen Debatte um die Ergebnisse der Amazonien-Synode und eine mögliche Zulassung von Verheirateten zur Priesterweihe unterstütze die AKV die Linie der österreichischen Bischöfe: "Wir warten auf die Entscheidung des Papstes", so Kukacka.
Der AKV-Präsident nützte die Jubiläumsveranstaltung zudem für einen Appell zu mehr Einsatz gegen die weltweit steigende Christenverfolgung. Die AKV habe daher ihre Hilfsaktion für Christen im Nahen und Mittleren Osten verlängert. So konzentriere sich die "Aktion Heimkehr", bei der bisher gut 650.000 Euro von privaten Spendern für diverse Hilfsprojekte aufgebracht wurden, derzeit auf Syrien (Spendenkonto CiN/AKV, Kennwort "Christen in Not", BIC: GIBAATWWXXX, IBAN: AT49 2011 1824 1397 6101).
Die Arbeitsgemeinschaft Katholischer Verbände wurde April 1954 im Niederösterreichischen Landhaus in Wien begründet. Ihr gehören knapp 20 katholische Organisationen an, darunter der Cartellverband, die Sportunion, der Mittelschüler-Kartell-Verband und die Christliche Lehrerschaft. Die AKV organisiert sich eigenverantwortlich und wirtschaftlich selbständig. Sie ist formell von den Strukturen der Kirche unabhängig, versteht sich aber als bewusst loyal zum kirchlichen Leitungsamt (Info: www.akv.or.at)